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Medikamente

Benzos, Tilidin & Opioide: Medikamente als Trend-Drogen?

Immer mehr Jugendliche bekommen bestimmte Medikamente verschrieben. Die meisten Medikamente machen nicht abhängig und sind für viele Menschen lebensnotwendig. Vielleicht hast du aber auch schon einmal von „Xannys“, Benzodiazepinen („Benzos“) oder Codein gehört. Diese und andere Medikamente können abhängig machen. Die wichtigsten Infos über Medikamentenmissbrauch und Medikamentenabhängigkeit für dich.

Benzos, Tilidin & Opioide: Medikamente als Trend-Drogen?

Immer mehr Jugendliche bekommen bestimmte Medikamente verschrieben. Die meisten Medikamente machen nicht abhängig und sind für viele Menschen lebensnotwendig. Vielleicht hast du aber auch schon einmal von „Xannys“, Benzodiazepinen („Benzos“) oder Codein gehört. Diese und andere Medikamente können abhängig machen. Die wichtigsten Infos über Medikamentenmissbrauch und Medikamentenabhängigkeit für dich.

 

Welche Medikamente können süchtig machen?

Zu den wichtigsten Medikamenten, die oft missbräuchlich eingenommen werden und süchtig machen können, gehören:

  • Schlaf- und Beruhigungsmittel: Benzodiazepine und Z-Drugs
  • Schmerzmittel: Vor allem starke Schmerzmittel (Opioide, zum Beispiel Tilidin und Opiate, zum Beispiel Hustensaft mit Codein) können schnell abhängig machen. Auch Schmerzmittel, die man ohne Rezept in der Apotheke bekommt, können eine Abhängigkeit auslösen insbesondere dann, wenn sie mit Koffein kombiniert sind.
  • Medikamente mit Amphetaminen: Diese können zum Beispiel in Medikamenten für ADHS-Betroffene oder in Appetitzüglern enthalten. Es gibt auch illegale Drogen wie Speed oder MDMA, die Amphetamine enthalten. Schon nach zwei Wochen der Einnahme gewöhnt sich der Körper an diese Medikamente. Nach drei bis vier Wochen kann es zu einer Abhängigkeit kommen.
  • Auch andere Medikamente wie Nasensprays, Abführmittel, Antidepressiva oder Hormone werden manchmal missbräuchlich verwendet.

Was ist Medikamentenmissbrauch?

  • Man spricht von Medikamentenmissbrauch, wenn Medikamente nicht wie vom Arzt verschrieben eingenommen werden oder wenn sie eingenommen werden, wenn es gar nicht notwendig ist.
  • Medikamentenmissbrauch ist auch, wenn man eine höhere Dosis als eigentlich nötig einnimmt oder das Medikament mit Drogen mischt, um eine bestimmte Wirkung zu erzielen.

Was ist Medikamentenabhängigkeit oder Medikamentensucht?

  • Bei der Einnahme von Medikamenten können manchmal Nebenwirkungen auftreten, die nicht gewollt sind.
  • Eine dieser möglichen Nebenwirkungen bei bestimmten Medikamenten ist eine Abhängigkeit.
  • Das Zeichen für eine Abhängigkeit: wenn das Medikament nicht mehr so gut wirkt wie am Anfang der Einnahme. Dann wird eine höhere Dosis für die gewünschte Wirkung benötigt.
  • Wenn eine Person abhängig ist, kann es beim Absetzen oder Reduzieren des Medikaments zu Entzugssymptomen kommen wie Unruhe, Schlafstörungen, Reizbarkeit, Schmerzen und Übelkeit.
Gut zu wissen

Für die Diagnose einer Suchterkrankung gibt es genaue Kriterien.

Warum nehmen manche Menschen Medikamente missbräuchlich ein?

  • Unsere Gesellschaft übt auf viele Menschen starken Leistungsdruck aus. Um hohen Erwartungen gerecht zu werden oder Leistung und Konzentration zu steigern, greifen manche Menschen zu Medikamenten.
  • Auch zum „Abschalten“ in einem anstrengenden Alltag und um Anspannung, Überforderung oder Schlafprobleme zu bekämpfen, werden Medikamente missbräuchlich eingenommen.
  • Manche Menschen wollen leichte Schmerzen nicht aushalten oder gehen die eigentliche Ursache der Schmerzen nicht an, zum Beispiel eine falsche Körperhaltung.
  • Manche wollen ihre Stimmung verbessern. Opioide können zum Beispiel starke Glücksgefühle und eine „angenehme Gleichgültigkeit“ erzeugen.
  • Manchmal werden Medikamente auch aus Neugierde oder aufgrund von Gruppendruck missbräuchlich eingenommen.
Keine Lösung

Manchmal scheinen Medikamente eine schnelle Lösung für gesundheitliche und psychische Probleme zu sein. Schmerzmittel, Schlaf- und Beruhigungsmittel bekämpfen jedoch nicht die Ursache der Probleme, sondern nur die Symptome.

Was sind die Folgen von Medikamentenmissbrauch und Medikamentenabhängigkeit?

  • Gesundheitliche Probleme wie Leberschäden, Magen-Darm-Beschwerden, Nierenprobleme oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
  • Verschlechterung der psychischen Gesundheit, so können sich zum Beispiel Angststörungen oder Depressionen entwickeln.
  • Veränderungen im Denken, Konzentrationsschwierigkeiten oder Gedächtnisprobleme.
  • Schwierigkeiten in der Schule oder im Beruf.
  • Probleme mit der Familie und Freunden.
  • Kriminalität, um an Medikamente zu gelangen.
  • Erhöhte Unfallgefahr
Gut zu wissen: Überdosis

Die unkontrollierte Einnahme von Opioiden und Opiaten, oder wenn bestimmte Medikamente mit Alkohol gemischt werden, kann im schlimmsten Fall eine Überdosis mit sogar tödlichen Folgen haben.

Was sollte ich bei der Einnahme von Medikamenten beachten?

Erfahre, was es bei der Einnahme von Medikamenten zu beachten gibt. Klicke oder tippe auf die interaktiven Buttons in der Grafik.

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  • Nimm Medikamente nur ein, wenn sie von deiner Ärztin oder deinem Arzt verschrieben wurden, weil es notwendig ist. Stelle im Gespräch mit deiner Ärztin oder deinem Arzt alle Fragen, die du zur Einnahme hast. Auch Apothekerinnen und Apotheker können dir bei Fragen weiterhelfen.
  • Erkundige dich nach möglichen Nebenwirkungen des Medikaments und lies dir den Beipackzettel aufmerksam durch.
  • Halte dich genau an die Dosierung, die dir deine Ärztin oder dein Arzt aufgeschrieben hat.
  • Manchmal kann es sein, dass du Medikamente über längere Zeit nehmen sollst. Manche Medikamente müssen auch schrittweise in immer kleiner werdenden Dosen abgesetzt werden. Halte dich an den Zeitraum, den dir deine Ärztin oder dein Arzt aufgeschrieben hat.
Gut zu wissen

Du kannst deine Ärztin oder deinen Arzt auch immer nach anderen Behandlungsmethoden fragen.

Wo finde ich Hilfe und Beratung, wenn ich Probleme mit Medikamenten habe?

  • Besprich deine Bedenken immer mit deiner Ärztin oder deinem Arzt.
  • Beratungsstellen in deiner Nähe, die sich auf das Thema Medikamentenabhängigkeit spezialisiert haben, findest du im  Suchthilfeverzeichnis der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen. Die Mitarbeitenden dort haben Schweigepflicht und die Beratung ist kostenlos.

Prof. Dr. Hans-Jürgen Rumpf von der Universität zu Lübeck, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie hat diesen Beitrag wissenschaftlich gecheckt.

  • Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN), Deutsche Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie (DG-Sucht). (2021). S3-Leitlinie Medikamentenbezogene Störungen Version 1.1
  • Glaeske, G., Holzbach, R., & Boeschen, D. (2020). Medikamentenabhängigkeit. (4. Auflage). Suchtmedizinische Reihe, Band 5. Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e. V.

Letzte Aktualisierung: 23.10.2023